Jahresrückblick und Wünsche für 2023

Was brachte das Jahr 2022 dem NSG Wohrateiche bei Haina?

Das Jahr begann mit dem Einsatz des BUND OV Haina für die Amphibienwanderung. Eine abendliche Teilsperrung der Straße und ein gewisser Anstau im unteren Wohrateich wurden erreicht. Abendliche Kontrollgänge mit Amphibienzählung - und bestimmung wurden von Mitgliedern und Helfern organisiert. Höhepunkt war eine Sammelaktion mit Schul- und Kindergartenkindern. Von Seiten der ONB wurde betont, dass der Einstau im Teich nichts mit den Amphibien zu tun habe sondern lediglich für die Fledermäuse erfolgt sei. Bei anderer Gelegenheit allerdings traf man von Seiten der gleichen Behörde die Aussage, der Anstau im Teich habe das Totalversagen der sogenannten Ersatzlaichhabitate ausgleichen sollen. Allerdings weiß die Behörde auch nichts von den dort gesammelten, gezählen und bestimmten Amphibien, was verwundert, wurden doch die Zahlen nach Kassel gemeldet. Eine Beteiligung des Eigentümers des NSG in Form von Schutzmaßnahmen für die Amphibien oder Unterstützung der ehrenamtlichen Helfer oder eine Anstrengung zur Aufwertung der funktionslosen Ersatzlaichhabitate konnt leider nicht festgestellt werden. Besonders angespannt für wandernde Amphibien war wieder die Situation am Königsteich. Dort wurden vom Eigentümer Schilder mit dem Hinweis auf Amphibienwanderung am Wirtschaftsweg zum Fortshaus aufgestellt. Ein solcher Hinweis fehlte dort, wo die meisten Amphibien dem Verkehr Jahr für Jahr zum Opfer fallen und wo “krötensammeln” nur unter Lebensgefahr möglich ist: an der stark befahrenen Straße Richtung Löhlbach. Amphibienleitanlagen? Ein Interesse der Behörden? Fehlanzeige. Der Königsteich ist Bestandteil des NSG.

Auf ein trockenes Frühjahr folgte ein heißer, trockener Sommer. Im Kreisgebiet trockneten Bäche aus, fielen Tümpel trocken. Gewässersysteme brauchen Jahre, um sich von den Folgen einer solchen Austrocknung zu erholen. Auch in Hainas Bächen und Tümpeln sank der Wasserstand dramatisch. Im Königsteich verkleinerte sich dei Wasserfläche mindstens um ein Drittel. Der stark verlandete Bereich am Einlauf fiel völlig trocken, der Königsbach führte kaum noch Wasser. Paars Teich am Oberlauf der Wohra war ebenfalls stark von der Trockenheit betroffen und in den Feuchtgebieten im Erlenbruchwald zwischen den beiden Wohrateichen war wochenlang in keinem der Tümpel mehr Wasser. So erwies sich der Einstau im unteren Wohrateich als Segen für eine Natur, der täglich mehr die offenen Wasserflächen verloren gingen. Es war ein heißer trockener Sommer. Einer Oberen Naturschutzbehörde sollte inzwischen klar sein, dass heiße und trockene Sommer als Folge des Klimawandels jetzt gehäuft auftreten. Entsprechende Statistiken sind leicht zugänglich und führende Klimaschützer mahnen, Konzepte entsprechend zu entwickeln. Konzepte im Naturschutz müssen also ein sinnvolles Wassermanagement, das darauf abzielt, die Folgen ausbleibender Regenfälle für die Natur abzumildern, als eines der Hauptziele beinhalten. Stichwort “Wasser in der Landschaft halten” . Eine Teilnahme behördlicher Vertreter an der vom BUND OV Haina organisierten Vortragsveranstaltung zum Thema Wasser hätte diesen möglicherweise dringend benötigtes Fachwissen vermitteln können.

Auf den trockenen Sommer folgte ein langer warmer Herbst, in dem schließlich willkürlich der Einstau im unteren Wohrateich verfrüht abgelassen wurde. Der Einstau, der ja nur für die Fledermäuse (oder doch auch für die Amphibien?) gemacht wurde. Die Fledermäuse waren zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht im Winterschlaf. Sicher hätten sie sich über dem Teich gerne noch das eine oder andere Gramm Fett angefuttert, aber da war ja kein Teich mehr. Nur noch Schlamm, sterbende Wasserschnecken, vertrocknende Muscheln und vermodernde Wasserpflanzen. Das NSG der Wohrateichkalamität bei Haina.

Angeblich hat der Eigentümer im Spätherbst dann seine Pläne für die Renaturierung des Naturschutzgebietes eingereicht. Doch wie sehen diese Pläne aus? Wird es ein Verfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit geben? Wird man die Menschen einbeziehen, die vor Ort überfahrene Feuersalamander gezählt, Berg- und Teichmolche von der Straße aufgehoben haben, die im Sommer das Austrockenen von Bächen und Tümpeln dokumentiert haben, die sich im NSG auskennen? Das weiß man nicht, eine Antwort aus Kassel dazu steht aus.

Wünsche für 2023 ? Das heutige Bild ist ein Bild aus der Vergangenheit, als noch Wasser in beiden Teichen war. So sah es am unteren Wohrateich aus. Die Brücke über die Wohra war schon lange eingestürzt und hing halb im Wasser. In ihrem Einsturz war sie einerseits ein Symbol für die generelle Vernachlässigung sämtlicher Anlagen an den Teichen. Als eingestürzte Brücke war sie aber auch im übertragenen Sinn ein starkes Symbol. Wo Brücken abgebrochen werden sucht man keine Verständigung mehr. Da führt der Weg nicht mehr weiter. Da bleibt man stehen. Und lässt ein wunderschönes Naturschutzgebiet zugrunde gehen.