Alaaf!

Liebe Närrinnen und Narrhalesen,

Ich bin's, Euer Schwarzstorch!

Ja, Ihr habt richtig gehört, ich bin in Haina.

Aber keine Angst, nur auf Besuch.

Im Edertal ist es nämlich schöner als bei euch teichlosen Hainaern.

Da werde ich auch regelmäßig vom NABU gezählt und stehe dann immer in der Zeitung!

Ihr lest doch auch die hna?

Die berichtet gerne über all die tollen Sachen, die der Naturschutz hier im Landkreis macht.

Versteh ich nicht immer alles, bin ja auch nur ein Vogel.

Da ham die teuer an der Eder n künstlichen Arm gebaut, damit da wieder Muscheln im Wasser sind.

Die sind nämlich wertvoll. Na ja, das weiß ich schon lange, so als Wasservogel bin ich ja quasi ein Experte, wenn's um Gewässer geht.

Deshalb hat mich ja auch keiner gefragt, bevor die in Haina die Stöpsel aus den Teichen gezogen haben.

Da waren wohl die Hainaer Muscheln nicht so wertvoll. Die waren zur falschen Zeit am falschen Ort.

Oder so.

Mir ging's da besser.Bin ein Vogel, kann wegfliegen.

Zu den Fernglasguckern an die Eder und dann in die Zeitung.

Die Krebse in den Teichen musste man rausfischen und dann hat man die in die Rhön gebracht. Angeblich.

Ob die da angekommen sind? Weiß ich nicht.

Ist mir zu weit zum Hinfliegen und Nachgucken.

Denen von der ONB in Kassel wohl auch, hat man jedenfalls nie wieder was von gehört.

Ich persönlich finde ja Krebse lecker. Es gibt da ja auch so'n Gerücht:

“Das große Krebsessen von Haina“...

Es gibt ja noch so n paar von den Scherenviehchern in Haina. Sollen im Königsteich auf dem schlammigen Grund rumkrabbeln.

Das weiß aber im Moment keiner mehr, zur Sicherheit.Sonst müsste man die am Ende naturschützen, und das kostet Geld.

Wäre ja schlimm in Haina. Reicht ja auch, wenn es Krebse in der Eder gibt. Da wird man gesehen, da kommt man in die Zeitung.

Nach Haina will ja eigentlich auch keiner kommen.

„Dann kommst Du nach Haina!“, das war mal so ne Redensart.

In Haina hat ja auch vieles zu gemacht. Keine Sparkasse mehr, Geschäft zu, Zahnarzt weg. Die Krankenpflegeschule ging zuerst.

Die wurde übrigens ersetzt durch den Arbeitskreis „Praktikabler ökonomischer Umgang mit zu umgehenden Umweltschutzmaßnahmen unter Ausnutzung von staatlichen und EU-Fördergeldern bei optimaler Medienwirkung mit Verleihung von Ehrenplaketten an bekannte beteiligte Akteure und Akteurinnen“, kurz “IHiam”.

Die AG ist bereits hessenweit tätig. Hat ja in Haina fast nur Erfolge zu verzeichnen, richtige Vorzeigeprojekte sind das.

„Hä?“ fragt Ihr. Was denn, wie denn, wo denn?

Also ich bin ja nur n Vogel (ok, ein berühmter Vogel, seit ich an die Eder gezogen bin) , aber hey Leute, lest einfach die hna.

Die berichtet immer drüber.

Die Hainaer AG (iHiam) hat ein großes ökonomisches Problem – genau, ich spreche von den vergammelten Anlagen an den Teichen- für den dreieinigen Besitzer namens LwVitoStifo vorbildlich lösen geholfen.

So funktioniert's:

Man braucht halt ein griffiges Schlagwort. Nimmt man aus der beliebten Kartei „nützliche Umweltschutzvokabeln“ . Findet ihr auf der Seite des hessischen Umweltministeriums.

Ich Vogel, kein Internet, aber für Interessierte hier der Link:

www.greenwashingvokab/nuetz/HLNUG/.hessen.com

Die Vokabeln lernt inzwischen jeder Gemeindepolitiker in Lektion 1.

Mal blättern... was passt diesmal...

hmm ...ökologisch, nachhaltig, Co2-neutral, Klima, Ausgleichsfläche, Habitatschutz,Kompensationsmaßnahme, Biodiversität, Renaturierung, Fördergelder,...

Oh prima, nehmen wir Renaturierung und Fördergelder!

Hm, na ja, es ist ja ein Naturschutzgebiet, das renaturiert werden soll, aber egal, für Haina reicht das. Wird schon keiner so genau zuhören. Oder hinsehen.

Mich sieht ja eh keiner, bin ja nur ein schwarzer scheuer Storch.

Und was man sonst so im NSG sehen konnte, ließ sich ja wegreden.

„An den Teichen, da ist nix!“

Das ist nur aus Versehen ein Naturschutzgebiet, Haina halt.

Wo Wegreden nicht half, wurde ausgeflogen (oder aufgegessen?) oder ist selber weggeflogen.

Hätte fast alles geklappt.

Nur diese Fledermäuse – mögt Ihr die?

Also ich find' das Geflatter ja entnervend, aber ok, sie fressen mir nicht mein Futter weg, also leben und leben lassen.

Also die Fledermäuse, die waren irgendwie hartnäckig.

Die wollten nicht weg von Haina, hatten sich über den Teichen jahrelang Speck angefuttert.

Dann kam dieser Dr.D, und dem sind sie massenhaft ins Netz geflattert.

Da wusste absolut jeder, sogar die in Kassel: die sind da , die Fledermäuse!

Mist, die sind so sehr unter Naturschutz, die kann man nicht wegrenaturieren.

Da helfen auch keine Fördergelder.

Hmm, dachten die von iHiam und die in Kassel und die von LwVitoStifo.

Wegreden geht nicht, renaturieren funktioniert nicht, wegfliegen wollen die nicht.

Jetzt müssen wir nachdenken.

Lange nachdenken.

Sehr lange nachdenken.

(Dr.D mal beim Nachdenken helfen oder ihn zum Krebsessen einladen?) (Das ist nur so n Gerücht, das die letzten Krebse gestreut haben.)

Ich glaub, die denken alle noch.

Ideen soll es geben. Auch so n Gerücht. Nix Offizielles halt. Die Hainaer, die müssen ja auch nicht alles wissen.

Also nur Gerücht:

Es gibt ja noch den Königsteich...

Ich persönlich mag den ja nicht so. Der ist so klein und schlammig und riecht komisch.

Und am Ufer steht auch noch die Residenz der Hainaer Waldfürsten, die von dort zum ökonomilogischen Baumfällen ausrücken. Ich fühl mich an dem Teich nicht so wohl, als scheuer Wald- und Wasservogel.

Ob sich die Fledermäuse da so gut Speck anfuttern können wie an den Wohrateichen? Frag ich mich.

Aber mich fragt ja keiner. Und bald fängt ja auch die Fastenzeit an.

Übrigens hab ich gerade Besuch von meiner Kusine vom Altrhein. Die kommt wieder zum gemeinsamen Krötensnacken an den Ersatzlaichhabitaten.

„Was, im Karneval kommste?“ hab ich sie gefragt.

„Klar“, hat die gesagt, „in Haina ist doch immer fünfte Jahreszeit!“

Alaaf,

sagt

Euer Schwarzstorch

BI Rettet die Wohrateiche