Die Wohrateiche wurden nicht gerettet - oder doch?


Was bleibt nach Jahren der Auseinandersetzung um die Wohrateiche? Was wurde erreicht? Was wurde verloren? Wird gar manches besser werden?

Das Regierungspräsidium hat dem Antrag des LWV entsprochen. Die beiden historischen Wohrateiche werden verschwinden. Das ist und bleibt ein Skandal und ein Schandfleck auf der ohnehin nicht weißen Weste des LWV. Der hat sich, was den Naturschutz, aber auch die Bewahrung des kulturellen Erbes in und um Haina angeht, in den vergangenen Jahren nicht mit Ruhm bekleckert. Man sieht sich ausschließlich fūr die Psychiatrie zuständig. Alles Andere, das Lebensumfeld der (ehemaligen und der aktiven) Beschäftigten eingeschlossen, interessiert die Entscheider in Kassel und erstaunlicherweise selbst die in Haina offenbar wenig. Man selbst lebt ja woanders. Verantwortung für ein Gemeinwesen zu übernehmen, auch wenn man nicht dort wohnt, das ist nicht jedermanns Sache.

Wäre es nach den LWV- bzw. Vitos-Entscheidern gegangen, wären die Teiche in aller Stille ersatzlos platt gemacht worden. Diese dreisten Pläne konnte das Regierungspräsidium jedoch nicht mitmachen. Zwar hat es die obere Wasserbehörde jahrzehntelang (infolge Überforderung?) hingenommen, dass der LWV die Teichanlagen hat verkommen lassen, und sich damit ihrerseits nicht rechtskonform verhalten. Denn Aufsicht bedeutet nun mal hinzuschauen, aufmerksam zu sein, sich vergewissern, ob Vorschriften auch eingehalten werden. Ansonsten müsste es Wegsicht heißen. 

Spätestens als die Angelegenheit durch engagierte Būrger seit 2019 ans Licht der Öffentlichkeit gebracht wurde, konnte man in Kassel nicht mehr "unter dem Radar" agieren. Außerdem wußte und weiß zumindest der jeweilige Regierungspräsident etwas mit dem Begriff Rechtsstaatlichkeit anzufangen.

Am Ende waren es vor allem die streng geschützten Fledermäuse und ein Institutsgutachten, welche dem LWV einen deutlichen Strich durch seine Krämerseelen-Milchmädchenrechnung gemacht haben. Die Fledermäuse brauchen ausreichende Wasserflächen. Für diese Erkenntnis hätte man nicht unbedingt ein teures Gutachten gebraucht, das am Ende wie immer bei Fehlentscheidungen von politischen (Fehl-) Entscheidern die Steuerzahler bezahlen müssen. Billiger wäre es gewesen, die Teichanlagen ordnungsgemäß zu pflegen...

Nun muss der LWV auf Geheiß des Regierungspräsidiums nicht nur auf dem Gebiet des unteren Wohrateichs eine entsprechende Wasserfläche herrichten und dauerhaft funktionsfähigkeit halten. Er muss darüber hinaus die vorhandenen Mini-Wasserflächen in der Umgebung funktionsfähig machen und halten. Außerdem wurde ihm auferlegt, die Verlandung des Königsteichs aufzuhalten. Auch hierzu hat der LWV in der Vergangenheit wenig Lust gezeigt. Das Ganze wird teuer, womöglich deutlich teurer als die von der Gemeinde Haina und Naturschützern geforderte Erhaltung der Wohrateiche. Das wiederum kümmert den aus Steuermitteln fürstlich bezahlten zuständigen Beigeordneten in Kassel wenig. Es ist ja nicht sein Geld, das aufgewendet werden muss. Und bis die Gesamtkosten feststehen, wird er vermutlich seine Pension genießen.

So wurden - Stand heute - zwar die historischen Wohrateiche infolge des verbiesterten Widerstandes aus Kassel gegen alle Vernunft nicht gerettet, aber alle sonstigen Kleingewässer. Diese hätte ansonsten wohl das gleiche Schicksal ereilt, wie der sogenannte Rosenteich. Sie wären von den Behörden unbemerkt verschwunden. 

Außerdem hat das Regierungspräsidium den LWV verpflichtet, ein sogenanntes Stillgewässer neu zu schaffen. Es wird also sogar einen neuen Wohrateich geben. Der LWV darf am Ende wie gewünscht zwei Teiche vernichtet; dafür muss er einen neu anlegen und mehrere kleine Gewässer in Stand setzen. Außerdem muss der alle Teiche funktionsfähig halten. Das ist genau das, was er in den vergangenen jahrzehnten mit (Einspar-) Vorsatz oder aus Schlamperei nicht getan hat.

Unter dem Strich also ein Achtungserfolg der Bevölkerung und der Gemeinde Haina gegen einen mächtigen und bis zur Ignoranz kompromisslosen Gegner. Wäre da nicht der auch vor Nordhessen nicht Halt machende Klimawandel, könnte man zumindest ein bisschen zufrieden sein. Zu befürchten ist jedoch, dass die Klein- und Flachgewässer immer wieder austrocknen werden. Hier wäre der Erhalt der beiden großen Teiche die nachhaltigere Alternative gewesen. Damit die in Sachen Natur- und Umweltschutz notorisch unwillige (oder unfähige?) Führung des LWV die zweitbeste Lösung tatsächlich realisiert, wird nicht nur das Regierungspräsidium, sondern werden auch die Menschen vor Ort genau hinschauen.