Offener Brief der BI an die Pressestelle des LWV Kassel betreffend "Abfischen der Wohrateiche"

Sehr geehrte Frau Bockhorst,

Vielen Dank für Ihre Informationen zu den Arbeiten an den Wohrateichen, die wir der Pressemitteilung vom 18.08.2019 entnehmen durften. Bereits am 19.9. trafen wir Männer in Arbeitskleidung mit einem Schlauchboot und Reusen am Badeteich an. Ist unsere Schlussfolgerung richtig, dass diese Männer mit dem Abfischen betraut sind? Leider durften sie uns auf unsere Nachfrage darüber keine Auskunft erteilen, da sie angewiesen sind, Fragende an den LWV zu verweisen. Deshalb wenden wir uns heute mit den Fragen, die uns in diesem Zusammenhang bewegen, an Sie mit der höflichen Bitte um über das in der Pressemitteilung Gesagte hinausgehende Informationen. Ist es richtig, dass die Abfischarbeiten bereits begonnen haben? Wie lange werden sie dauern? Was geschieht mit den abgefischten Fischen? Laut Pressemitteilung werden „die seltenen Arten in Frischwassercontainern in ähnliche Biotope gebracht“. Was heißt das genau? Welche seltenen Arten werden erwartet? Was sind „ähnliche Biotope“ und wo sind diese genau? Müssen die Fische zunächst in Quarantäne, um das Einschleppen von Krankheiten zu verhindern? Was geschieht mit nicht seltenen Arten? Werden diese Fische getötet? Erfolgt eine Erfassung darüber, welche Arten gefunden werden, nach Quantität und Qualität? Werden besonders geschützte Arten gemeldet? Wie erfolgt die naturschutzrechtliche Begleitung des Abfischens? Erfolgen regelmäßige Kontrollen der Arbeiten durch die Überwachungsbehörde, da es sich um Arbeiten innerhalb eines NSG handelt?

Werden wissenschaftliche Daten gesammelt und erfasst, die Auskunft über den Erfolg der naturschützenden Maßnahmen in der Vergangenheit im NSG geben können und Grundlagen für neue Biotope liefern würden? Wie hoch ist die zu erwartende Verlustrate durch das Abfischen? Wird diese erfasst und gemeldet? Welche Methoden werden zum Abfischen angewandt? Wie können kleine Fische, wie die in enger Symbiose mit den Teichmuscheln lebenden Bitterlinge, abgefischt werden? Werden diese gemeinsam mit den Teichmuscheln umgesiedelt? Wohin? Die in den Teichen lebenden Edelkrebse sind besonders geschützt. Sie wurden im Rahmen des NSG-Pflegeplanes dort finanziert aus Landesmitteln als Wiederansiedlungsprojekt vor Jahren eingesetzt. Werden sie jetzt wissenschaftlich erfasst, um den Erfolg des Wiederansedlungsprojektes beurteilen und Daten für ähnliche Projekte sammeln zu können? Sind diese Krebse nun Eigentum des LWV? Werden sie beim Umsiedeln in ein neues Wiederansiedlungsprojekt vom LWV dorthin verkauft? Wohin werden sie genau umgesiedelt? Wieviele von Wasserqualität und -temperatur und Gewässergröße ähnlich gut wie die Wohrateiche geeignete Gewässer dafür gibt es in Hessen noch? In der Pressemitteilung schreiben Sie: „Die Genehmigung, das Wasser abzulassen, hat das RP mit einigen Auflagen verbunden, die der LWV in Kürze umsetzen wird.“ Welche Auflagen genau sind das und wie wird ihre Umsetzung aussehen? Geht es dabei um die Schaffung eines neuen Nahrungshabitats für Schwarzstorch und Eisvogel, um die Schaffung von Ersatzlaichplätzen für Amphibien, um Maßnahmen zum Erhalt des Wasserstandes in den Feuchtgebieten oberhalb der Teiche? Wird der LWV die Naturschutzverbände und die BI in die weiteren Planungen einbeziehen?

Vielen Dank für Ihre Antwort!

Mit freundlichen Grüßen aus Haina

BI „Rettet die Wohrateiche“

Heike Hartmann-Frank