Der LWV lässt den Hainaern das Wasser ab

Die „Renaturierung“ der Wohrateiche unter die Lupe genommen

Über hundert Jahre lang wurde dank der Wohrateiche durch Wasserkraft Strom erzeugt und damit Geld verdient. Jetzt, wo die Unterhaltung der Dämme Geld kosten soll, kommt der LWV (Vitos) auf die Idee, den Abriss der Dämme durchführen zu lassen. Das Regierungspräsidium in Kassel hat mehrfach betont, dass in der Vergangenheit Investitionen in Maßnahmen zur Instandhaltung nicht oder nur mangelhaft durchgeführt worden sind.

Den heutigen Zustand hat der LWV also selbst verursacht! Wie praktisch, dass die vom LWV geplante „Renaturierungsmaßnahme“ eine staatlich geförderte Maßnahme ist, bei der man sich der zu sanierenden Dämme entledigen kann.

 Die Bürger sind dagegen  

Weit über 2.000 Unterschriften bezeugen, dass den Menschen in und um Haina aus guten Gründen viel an der Erhaltung der Teiche gelegen ist. Trotzdem hält die LWV-Führung in Kassel das für „Einzelinteresse“ und will die Teiche „renaturieren“, da die Erhaltung der Teiche angeblich zu teuer ist. Fördermöglichkeiten für den Erhalt der Teiche wurden allerdings zu keiner Zeit ernsthaft geprüft.

Verunsicherungstaktik des LWV  

Die Führung des LWV argumentiert mit einer drohenden Überflutungsgefahr durch die Teiche – ob diese tatsächlich bestand oder nach Absenkung des Wasserspiegels noch vorhanden war, ist fraglich. Wenn die Gefahr so groß war, dass “jederzeit die Dämme brechen könnten”, warum wurde der Wasserspiegel erst so spät abgesenkt? Die schutzbedürftigen Menschen und Anlagen, die von der vermeintlichen Flutwelle erfasst worden wären, wären ja Vitos-Schutzbefohlene und Vitos-Anlagen selbst gewesen!

Nach Auffassung der Bürgerinitiative ist dies reine Legendenbildung: Nicht nur, weil die übertrieben hoch angegebenen Wassermengen in den Teichen selbst nicht die behauptete Gefahr darstellen, sondern auch, weil der LWV unverständlicher Weise die Erstellung eines Gutachtens zur Standsicherheit der Dämme stets ablehnte.  

Die Bezeichnung „Renaturierung“ der Wohrateiche klingt ökologisch vielversprechend, politisch korrekt und ist voll daneben.  

Der LWV hat die Teiche des Naturschutzgebietes „Wohrateiche bei Haina“ abgelassen, um einen vorgeblich natürlichen Bachverlauf künstlich herzustellen. Der Lebensraum von seltenen Krebsen, Wasser- und Zugvögeln, Muscheln und Fledermäusen ist dadurch akut bedroht; die Erlen-Bruchwälder drohen bei einem Verschwinden der Teiche abzusterben. Die Wasserflächen werden gebraucht als Laichplätze für Insekten und Libellen und als Nahrungs- und Bruthabitat für Schwarzstorch und Eisvogel. Der LWV ist als Eigentümer neben der Oberen Naturschutzbehörde für den Naturschutz verantwortlich. Der Schutzzweck der entsprechenden Verordnung ist die Erhaltung der Teiche!

„Wie man in den Wald hineinruft...“

 Als Bürgerinitiative sagen wir: Die Führung des LWV argumentiert und handelt unaufrichtig. Sie stellt sich in zynischer Weise als „Naturschützer“ und „Retter“ dar; tatsächlich geht es ihr aber nur darum, die Verantwortung los zu werden. Ein solches Verhalten ist nicht akzeptabel, schon gar nicht bei einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, die sich ansonsten gern als vorbildlich darstellt.

Lohnt es sich, ein so unpopuläres Projekt durchzuziehen?

Zweifelsohne, Vitos ist ein bedeutender Arbeitgeber in der Region. Gerade deswegen hat Vitos auch eine große Verantwortung. Alle – die Bürger, die politischen Vertreter und auch Vitos – müssen sich die Frage stellen, wie wir Gemeinschaft leben und pflegen möchten.

Seit jeher funktioniert die Inklusion der Patienten mit breiter und engagierter Unterstützung der Hainaer Bevölkerung. Wer an dem Standort Haina so groß ist, täte klug daran, die Natur, die Kulturgeschichte und das Lebensumfeld der Bevölkerung nicht so gering zu schätzen.

Es ist noch nicht zu spät!

Das Umsetzen von Krebsen, Muscheln und Fischen ist an sich nicht das Problem; dies hätte zur Entsorgung der Schlämme und Sanierung der Dämme nach Auffassung des Regierungspräsidiums sowieso geschehen müssen. Entscheidend wird der Ausgang des nun bevorstehenden Planfeststellungsverfahrens sein. Erst hier entscheidet sich, ob die Wohrateiche eine Zukunft haben oder nicht. Noch ist nichts verloren, es lohnt sich jeder Einsatz! Mit Unterstützung von BUND, NABU und vielen anderen können die Teiche noch gerettet werden - helfen Sie uns dabei!

Machen Sie sich selbst ein Bild!

Heike Hartmann-Frank