Naturschutzgebiet Wohrateiche bei Haina - was könnte das neue Jahr 2022 bringen

Nicht nur in Deutschland steht die Bedeutung der Naturschutzgebiete außer Frage: https://www.planet-wissen.de/video-naturschutz-als-ueberlebensstrategie-100.html  Naturschutzgebiete sind wichtige Bestandteile der Überlebensstrategie für uns Menschen.

 

In Hessen gibt es für die Naturschutzgebiete eindeutige Bestimmungen. Das Regierungspräsidiums Kassel schreibt auf seiner Homepage https://rp-kassel.hessen.de/umwelt-natur/naturschutz/schutzgebiete/naturschutzgebiete-landschaftsschutzgebiete : „Naturschutzgebiete (NSG) sind streng geschützte, rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen gilt.“

 

Und wie sieht die Realität in den Fällen aus, in denen sich ein Eigentümer trotz der klaren Rechtslage nicht verpflichtet fühlt, weil er mit Land und Forst in erster Linie Geld verdienen will?

So wie im Naturschutzgebiet Wohrateiche bei Haina. Wenn ein mächtiger Grundeigentümer sich aus Bequemlichkeit, zur Machtdemonstration, in Verkennung seiner Verpflichtungen oder aus welchen Gründen sonst entscheidet, ein Naturschutzgebiet mit besonderer historischer Bedeutung Schritt für Schritt faktisch zu zerstören, dann kann er das in Nordhessen nahezu ungehindert tun. Er muss das aktive Verschwindenlassen praktisch aller Wasserlebewesen in den seit über einhundert Jahren bestehenden naturnahen Teichen und den Entzug des Lebensraumes für streng geschützte Tierarten nur überkreativ als „Renaturierung“ bezeichnen, und behaupten, er finde in seinem Milliarden-Haushalt kein Geld für eigentlich notwendige Maßnahmen. Wenn er dann noch nachweisen kann, dass er an dieser Stelle schon seit Jahrzehnten unbeanstandet notwendige Investitionen unterlassen hat, weil die obere Wasserbehörde ebenfalls über Jahrzehnte nicht nach dem Rechten schauen wollte oder konnte, dann hat der Naturschutz einfach Pech gehabt. Dann versetzen ein Herr Schütz und ein Herr Dr. Marburger für ihre jeweiligen Behörden in stillem Einvernehmen dem Naturschutzgebiet Wohrateiche bei Haina den Todesstoß.

 

Besteht trotz allem Hoffnung für das neue Jahr 2022 oder geht es noch schlimmer? Leider besteht wenig Hoffnung, und ja, es geht noch schlimmer. Denn ähnlich wie im Fall der Pandemie droht weiteres Unheil.

Dem einzig im Naturschutzgebiet, und zwar im Königsgrund, verbliebene historischen Teich und seiner Flora und Fauna droht ebenfalls ein unrühmliches Schicksal. Mangels fachgerechter Pflege verschlammt der Königsteich seit vielen Jahren kontinuierlich. (Ob er, wie das für die Wohrateiche - weiterhin ohne Gutachten - behauptet wird, eine Gefahr für die unmittelbar angrenzenden, talwärts gelegenen Vitos-Gebäude und die in ihnen lebenden Menschen darstellt, scheint noch nicht geprüft worden zu sein.) Die seit langem anstehende, aber aus Kostengründen unterlassene Sanierung des Königsteiches, erfordert eine Staulegung. Diese würde aber die letzten und laut Gutachten für das Überleben der streng geschützten Fledermausarten allein nicht ausreichenden Wasserflächen temporär beseitigen. Anders ausgedrückt: Wenn schon der Königsteich allein zu klein ist, dann ist seine Staulegung nur dann vertretbar, wenn die Wohrateiche wieder eingestaut werden.

 

Während die Aufwendungen des LWV (im Ergebnis sind es die Gelder der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler) für interne und externe Beratungen, für untaugliche Ersatzhabitate und Behelfsmaßnahmen inzwischen im Bereich von mehreren Hunderttausend Euro liegen, wartet die Bevölkerung noch immer auf einen ersten konstruktiven Ansatz.

 

Was ist sinnvollerweise zu tun? Während unsere Vorfahren auf die ja eigentlich nicht neuen Fragen bis in die Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts sinnvolle und praktikable Antworten gefunden haben, scheint die Leitung im Kasseler Ständehaus entweder fachlich oder moralisch überfordert und taucht ab. Von Gesprächsbereitschaft gibt es schon lange keine Spur mehr. Was man dort im stillen Kämmerlein ausheckt, verspricht erfahrungsgemäß wenig Gutes für Haina und den Naturschutz.

Dabei bieten sich nachhaltige Lösungen an, wenn man darauf verzichtet, Einsparungen im eigenen Haushalt als einzige Handlungsmaxime zu akzeptieren.

 

Für diejenigen, die an zukünftige Generationen denken, stellt sich die Frage, wie etwa in zwanzig oder fünfzig Jahren mit der Situation umgegangen werden soll. Wie kann man geschützte Fledermäuse und andere Lebewesen in der Region halten, wenn für Pflegemaßnahmen einmal ein Teich staugelegt werden muss? Die „Ohne-Scheuklappen“-Antwort lautet: Es muss im Sinne eines nachhaltigen Naturschutzes weiterhin mehrere Teiche im Naturschutzgebiet geben.