Die Katastrophe an der Ahr und anderen Flüssen in Westdeutschland zeigt grausam auf, dass Gefahren im Zusammenhang mit Starkwetterereignissen nicht unterschätzt werden dürfen.

Drohen infolge der ungebremsten Klimakrise Überflutungen auch im oberen Wohratal? Falls ja, sollte einerseits klar sein, wer die allgemeine Verantwortung für den Hochwasserschutz trägt. Das sind zunächst die Gemeinde und der Landkreis. Und es sollte andererseits nicht in Vergessenheit geraten, wer die Verantwortung dafür trägt, dass – so die Auffassung der Oberen Wasserbehörde – die Dämme an den Wohrateichen nicht mehr ausreichend standfest sind und deswegen eine erhöhte Gefahr einer Überflutung besteht. Der Oberen Wasserbehörde ist nach wie vor vorzuhalten, dass sie sich zunächst jahrzehntelang nicht um die Teiche gekümmert, sie „übersehen hat“, obwohl man sie in praktisch jeder Landkarte Nordhessens eingezeichnet findet. Fünf Jahre sind vergangen seit dem Tag als Herr Dr. Marburger den nach seinem Urteil bedenklichen Zustand der Dämme spontan erkannt hat, ohne dass die Öffentlichkeit über Untersuchungsergebnisse näher informiert worden ist. Ganz offensichtlich sind die Dämme nicht so marode, wie voreilig nach erster Inaugenscheinnahme behauptet. Wie es überhaupt erstaunlich ist, dass Fachleute des LWV bzw. von Vitos bzw. den Stiftungsforsten über Jahrzehnte keinerlei Zweifel an der Stabilität der Anlagen hatten, ja sich so sicher waren, dass sogar Pflegemaßnahmen immer weiter zurückgefahren wurden.

Die Bevölkerung fragt angesichts der schlimmen Ereignisse in Westdeutschland, wie es denn nun wirklich mit der Standsicherheit der Dämme aussieht. Sie fragt nach Perspektiven für die Sicherheit und für den Naturschutz und muss nach wie vor feststellen, dass sich alle Verantwortlichen wegducken und das Problem auf die lange Bank schieben. Zwar hat man bereits vor Jahren ein Szenario simuliert, wonach bei einem Jahrtausendregen die Dämme bersten und eine Flutwelle talabwärts Richtung Haina schießen könnte. Es gibt aber – abgesehen von dem naiven und längst an der Realität und dem Bundesnaturschutzgesetz gescheiterten LWV-Konzept einer „Renaturierung“ - offenbar keinerlei Überlegungen, die Teiche in ein Hochwasserschutzkonzept konstruktiv einzubeziehen. Während andernorts Rückhaltebecken angelegt werden, scheint es in Kassel nur darum zu gehen, selbst möglichst wenig Geld und Arbeit zu investieren. Ob das wohl anders wäre, würde eine und einer der Verantwortlichen in Haina leben?